Testverfahren zur Asbest-Dekontaminierung von Feuerwehrbekleidung entwickelt
In Brandsituationen sind Einsatzkräfte der Feuerwehr unterschiedlichen Gefahrenstoffen ausgesetzt – darunter häufig auch Asbest. Die zunehmende Sensibilität bei der Einsatzhygiene – insbesondere bei schwer kontaminierter Einsatzbekleidung – wirft verschiedene Fragen auf:
- Wie und in welchem Maße kann eine mit Asbest verunreinigte Feuerwehrbekleidung überhaupt gereinigt werden?
- Ist das Waschverfahren einer Spezialwäscherei prinzipiell in der Lage, Asbestverunreinigungen aus typischen Stoffen der Einsatzbekleidung zu entfernen?
- Lassen die zur Fertigung von Einsatzbekleidung verwendeten Stoffarten eine höhere Reinigungsleistung zu als andere Stoffarten, wie zum Beispiel Baumwolle?
Bisher fehlen standardisierte Testverfahren für die Beurteilung der Reinigungsleistung von Waschverfahren. In Kooperation mit der Spezialwäscherei MeyerundKuhl hat unser akkreditiertes Asbestlabor deshalb ein Testverfahren entwickelt und dieses anhand einer Versuchsreihe angewendet, um eine qualitative Aussage und eine Quantifizierung der Reinigungsleistung zu ermöglichen.
Ziel des entwickelten Testverfahrens
Mit dem gemeinsam entwickelten Testverfahren wird geprüft, ob Feuerwehrtextilien durch Waschen und Imprägnieren ausreichend dekontaminiert werden können. Getestet werden unterschiedliche textile Stoffe, die für die Herstellung einer persönlichen Schutzausrüstung üblich sind, wie Nomex, PBI oder X55. So soll untersucht werden, ob die Stoffart einen Einfluss auf die Reinigungswirkung hat. Zudem wird analysiert, ob sich diese speziellen textilen Stoffe besser zu einer Dekontaminierung in einer Wäscherei eigenen als vergleichbare Baumwoll- oder Synthetik-Stoffe.
Für realitätsnahe Testbedingungen wird die Verfahrensanweisungen der Einsatzhygiene bei der Brandbekämpfung angewendet. Zudem werden die Teststoffe gemeinsam mit üblicher Feuerwehrbekleidung gewaschen, um dieselben mechanischen Belastungen zu erreichen, die in einer Spezialwäscherei durch das Wasch- und Imprägnierverfahren entstehen.
Da keine offiziellen Grenzwerte bestehen, kann nach diesem Testverfahren nur die Wirksamkeit des Waschverfahrens durch den Vergleich der Faserkonzentrationen vor und nach dem Waschvorgang beurteilt werden.
Vorgehensweise beim Prüfen der Asbest-Dekontamination
Die Analyse der Kontamination vor und nach dem Waschvorgang folgt methodisch der in Deutschland für Asbestuntersuchungen relevanten Richtlinie VDI 3866, Blatt 5, Anhang B:2017-06, bei der auch kleinste Asbestgehalte mit einer Nachweisempfindlichkeit von 0.001 Masseprozent Asbest detektiert werden können.
Die Einzelschritte im Überblick:
- Zuschnitt von je 3 Stoffstücken à 15 cm x 15 cm für jede untersuchte Textilart (Nomex, PBI und X55 sowie ein einfacher Baumwollstoff)
- Versehen der Stoffstücke mit einem dauerhaften Label zur eindeutigen Identifikation
- Kontamination der Stoffmuster im Labor mit den beiden verbreitetsten technischen Asbestarten Chrysotil und Amosit und einzelnes Verpacken in luftdicht verschließbare, wasserlösliche Säcke
- Waschen der Teststoffe in der Spezialwäscherei gemeinsam mit weiterer Textilbekleidung
- Entnahme von Wasserproben aus der Waschlauge nach dem ersten Waschgang sowie nach Abschluss des Wasch- und Imprägnierverfahrens
- Untersuchung der Wasserproben und der gereinigten Teststoffe im Analyse-Labor auf Asbestfasern bzw. Restfaseranteile
Untersuchungsergebnisse: Chrysotil-Asbest lässt sich durch Spezialreinigung vollständig aus Feurwehrbekleidung entfernen
Im Rahmen der gemeinsam mit der Spezialwäscherei MeyerundKuhl durchgeführten Untersuchung waren die Konzentrationen von Verunreinigungen in den Stoffproben vor dem Waschverfahren signifikant hoch. Sollte durch einen Brandfall mit Asbest eine ähnliche Kontaminationslage vorliegen, ist eindeutig von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen. Derart belasteten Textilien sollten nur von geschulten Personen mit den speziellen Abläufen der Einsatzhygiene einer weiteren Behandlung zugeführt werden.
Wichtige Ergebnisse des Testverfahrens zur Asbest-Dekontaminierung
- Schon geringe Mengen Asbest reichen aus, um eine erhebliche Kontamination von Textilien zu verursachen.
- In keinem der Stoffmuster konnte nach dem Waschvorgang Chrysotilasbest nachgewiesen werden.
- In allen untersuchten, kontaminierten Stoffproben konnten nach dem Waschen einzelne, isolierte Fasern oder kleine Faserbündel aus Amositasbest nachgewiesen werden.
- Speziell für Einsatzbekleidung verwendeten Stoffarten (PBI, X55 und NOMEX) lassen sich deutlich besser reinigen als herkömmlicher Baumwollstoff.
Das in der Spezialwäscherei MeyerundKuhl entwickelte Waschverfahren ist geeignet, um die wesentlichen verwendeten Stoffarten der Feuerwehrbekleidung nennenswert von Asbest zu reinigen. Das am häufigsten verwendete technische Asbestmineral Chrysotil kann durch einen geeigneten Waschvorgang offenbar vollständig entfernt werden. Die Faserbelastung durch Amosit kann abhängig von der Textilart, um einen Betrag von 99,4 % (Baumwolle) bis 99,9 % (Nomex) reduziert werden. Die Restkontamination lässt sich dadurch erklären, dass sich die nadelförmigen, sperrigen Amosit-Fasern tief in das Stoffgewebe hineinbohren und so verzahnen, dass sie durch den Waschvorgang nicht quantitativ extrahiert werden können. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass diese Fasern bei weiterem Gebrauch der Textilien aus dem Stoff freigesetzt werden und zu einer Gefährdung von Mensch und Umwelt führen.
Das gemeinsam entwickelte Testverfahren scheint geeignet, die Auswirkungen einer Spezialreinigung in Zusammenhang mit faserbezogenen Kontaminationen nachzuweisen. Neben der reinen Einsatzbekleidung müssen auch Schutzhelm, Atemschutz, Handschuhe und Stiefel in das Dekontaminationskonzept einbezogen werden. In weiteren Versuchsreihen könnte zudem die Vermutung geprüft werden, dass kontaminierte Baumwolle nur schwierig zu reinigen ist und daher nicht für Einsätze geeignet ist, in denen Personen der Kontamination von faserbezogenen Stoffen ausgesetzt sind.
Details zum entwickelten Testverfahren können Sie in diesem Bericht von Ralf Klaus Blecher, Dr. Jochen Kuhl, Axel Meyer und Dr. Stefan Pierdzig nachlesen:
Dekontaminierung von Feuerwehrtextilien bei Asbestbelastung (PDF, 2,1 MB)