Nachbericht: DCONex 2024
Im Januar 2024 hat sich die Fachwelt der Gebäudeschadstoffe erneut bei der DCONex getroffen. Die stark gewachsene Veranstaltung wurde in diesem Jahr erstmals im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland (MCC) in Münster ausgerichtet. Auch das CRB-Team war wieder bei dem Fachkongress und der Ausstellung dabei. Dieses Mal nicht nur mit einem eigenen Messestand, sondern auch auf der Bühne: Unser Kollege Dr. Gunnar Ries hat den Vortragsblock „Aktuelle Fragestellungen in der Asbestanalytik“ moderiert und im Rahmen dieser Session hat unser Laborleiter Dr. Stefan Pierdzig einen Vortrag über die Grundlagen der Asbestanalytik gehalten.
Natürlich haben wir uns auch in den anderen Fachvorträgen über Neuerungen zum Thema Asbest umgehört. Einige wichtige Themen der DCONex 2024 haben wir für Sie in diesem Nachbericht zusammengefasst:
Asbestanalytik: Großes Interesse bei der DCONex 2024
Viele Praktiker wissen bisher nur wenig über die Vorgänge in den Laboren und die Probleme der Analytik. Da das Interesse an den aktuellen Fragestellungen der Asbestanalytik so groß war, musste der Themenblock kurzfristig in einen größeren Saal umziehen.
In den vergangenen Jahren ergaben sich immer neue Anforderungen an die Asbestanalytik, da unterschiedliche Asbestvorkommen in den Fokus gerieten. So zum Beispiel ab 2007 Asbest in Straßenbelägen und ab 2015 verdeckte Asbestprodukte wie Fliesenkleber, Putze und Spachtelmassen.
Wie werden Proben auf Asbest analysiert?
Die Analyse auf Asbest erfolgt in Deutschland überwiegend mit Rasterelektronenmikroskop und energiedispersiver Röntgenmikroanalytik (REM/EDX). Dagegen wird in Frankreich meist das Transmissionselektronenmikroskop (TEM) mit EDX und eventuell Elektronenbeugung verwendet. Je nach zu prüfendem Material sind unterschiedliche Richtlinien und Nachweisgrenzen relevant und es kommen verschiedene Präparationsmethoden und Untersuchungsverfahren zum Einsatz.
Welche Typen von Asbestfasern gibt es?
Gemäß ihren Eigenschaften lassen sich drei Fasertypen von Asbest unterscheiden. Die Klassifizierung kann auch hinsichtlich der sogenannten geogenen Asbeste bei der Einschätzung helfen.
Fasertyp A:
- Fasern mit einem sehr großen Länge-Durchmesser-Verhältnis (> 20:1)
- Deutlich erkennbare Längsspaltbarkeit und Aufspleißen an den Faserenden
- Darunter sind Fasern mit Durchmessern kleiner als 1 µm.
- Typisch für technisch verwendete Asbestfasern (Chrysotil, Amosit oder Krokydolith)
Fasertyp B:
- Fasern sind meist langstielig prismatisch mit parallelen Längskanten
- Länge-Durchmesser-Verhältnis von 10:1 bis 20:1
- Selten ein Aufspleißen an den Enden
- Häufig Amphibolasbeste wie Aktinolith, Tremolit oder Anthophyllit
- Gelangen meist als technische Zusätze in bauchemische Produkte oder über mineralische Füllstoffe wie etwa unreine Marmore in das Material
Fasertyp C:
- Meist kurzstängelige oder kurzprismatische Asbestfasern
- Länge-Durchmesser-Verhältnis von 3:1 bis 10:1
- Längsspaltbarkeit ist oft erkennbar, aber kein Aufspleißen an den häufig abgerundeten Faserenden
- Typisch für Amphibolasbeste wie Aktinolith, Tremolit, Anthophyllit und Grunerit (Amosit)
- Meist durch mechanische Beanspruchung aus primär nicht faserförmigen akzessorischen (im Falle von Amphiboliten sogar gesteinsbildenden) Asbestmineralen, wie man sie in verschiedenen basischen Gesteinen findet
Geogener Asbest in Baustoffen
Als „geogen“ gelten Asbeste, die den Baustoffen nicht absichtlich zugefügt wurden, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Stattdessen handelt es sich um „Verunreinigungen“ etwa von Zuschlagstoffen, in denen sie natürlich vorkommen. Meist gehören geogene Asbeste den Faserkategorien B oder C an.
Bei der DCONex wurden unter anderem die aktuelle Rechtslage zu geogenem Asbest, die besonderen Herausforderungen für die Asbestanalytik und das Gefährdungspotenzial diskutiert. Hier ist noch vieles ungeklärt und bedarf weiterer Ausarbeitungen.
In welchen Baustoffen können geogene Asbeste vorkommen?
Geogene Asbeste können in basischen magmatischen Gesteinen wie Basalten, Diabasen oder Gabbros vorkommen. Sie können ebenfalls in metamorphen Gesteinen auftreten, z.B. in serpentinisierten ultrabasischen Gesteinen oder in unreinen Marmoren, die aus Kalken mit silikatischen Anteilen entstanden sind. Werden diese mineralischen Rohstoffe bearbeitet, besteht die Gefahr, dass der darin eingeschlossene Asbest als lungengängige Faser freigesetzt wird.
Wenn diese Rohstoffe als Zuschlagstoffe für die Herstellung von Baustoffen verwendet werden, kann der darin enthaltene Asbest als „Trittbrettfahrer“ in die Bauprodukte gelangen. So finden sich geogene Asbeste in Putzen, Fliesenklebern und Spachtelmassen, aber auch in PVC-Bodenbelägen und anderen Produkten, in denen entsprechende mineralische Zuschlagstoffe verwendet werden.
Auch beim Tunnelbau in den Alpenländern oder Regionen mit ähnlicher Geologie können Asbestfasern freigesetzt werden. Ebenso sollten sich Steinmetze bei der Bearbeitung von Natursteinen entsprechend schützen.
Weitere DCONex-Themen im Überblick
Im Zusammenhang mit der Asbestanalytik wurde bei der DCONex 2024 zudem über die Grenzen der Analytik gesprochen. Auch die Qualitätskontrolle der Labore durch verdeckten Probenversand sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz bei der Auswertung von Asbestproben wurden diskutiert. Weitere Themen des Fachkongresses waren unter anderem:
- Neuigkeiten zur Gefahrstoffverordnung (Wann diese endlich verabschiedet wird, ist weiterhin unklar.)
- Absenkung der Asbest-Grenzwerte am Arbeitsplatz
- Strangsanierung in der Praxis
- Schadstoffsanierung an denkmalgeschützten Gebäuden
- Recycling von Carbon- und Textilbeton
- Rechtsverhältnis Bauherr – Planer – Ausführender
Wenn Sie hierzu weitere Details nachlesen möchten, empfehlen wir Ihnen die ausführlichen Blogeinträge unseres Mitarbeiters Dr. Gunnar Ries:
Kurzfazit zur DCONex 2024
Der Fachkongress zum Thema Schadstoffmanagement hat mit angenehmen neuen Räumlichkeiten und breit gefächerten Themen überzeugt. Besonders spannend war für uns natürlich die Asbestanalytik, der erstmals ein eigener Themenblock gewidmet wurde. Es hat Spaß gemacht, hier als Moderator und Referent unsere Expertise mit dem Fachpublikum zu teilen und sich an unserem Messestand mit Besuchern zu treffen und auszutauschen. Wir freuen uns schon auf die nächste DCONex am 28. und 29.01.2025.