Nachbericht zur 8. Fachtagung „Der Bausachverständige“
Bei der 8. Fachtagung „Der Bausachverständige“ standen die Themen Asbest und Radon im Mittelpunkt. Asbest zählt weiterhin zu den bedeutendsten Gebäudeschadstoffen, auf die man beim Bauen im Bestand immer wieder trifft. Radon ist ein natürlich vorkommendes, radioaktives Edelgas, das im Boden durch den Zerfall von Uran entsteht. Beim Zirkulieren im Boden kann das Gas in Gebäude eindringen und so zu einer erhöhten Strahlenbelastung der Bewohner führen. Darum ist es besonders wichtig, dass Bausachverständige zu diesem Thema immer auf dem Laufenden sind.
Als Labor für Asbest-Analytik haben wir an unserem Stand auf der Fachtagung natürlich insbesondere zum Thema Asbest informiert und Gespräche geführt.
Außerdem haben wir den Vorträgen der Fachtagung gelauscht, um uns über den aktuellen Diskurs zum Thema Asbest auf dem Laufenden zu halten. Nachfolgend einige Eindrücke aus und Gedanken zu Tagungs-Beiträgen:
Asbest im Baubestand
Andrea Bonner von der BG BAU, die aktuell im Bundesministerium für Arbeit und Soziales angesiedelt ist, hat in ihrem Vortrag die Gefahren dargelegt, welche durch Asbest bei Arbeiten im Baubestand drohen können. Asbesthaltige Materialien lauern in Gebäuden an vielen Stellen: Das fängt bei Hitzeschutz und Isolierungen an, bei denen Asbestpappen zum Einsatz kamen, und geht über asbesthaltige Bodenbeläge und deren Kleber bis hin zu den verdeckten Asbestprodukten wie Fliesenklebern und Spachtelmassen.
Das Problem dabei ist, dass Arbeiten an asbesthaltigen Produkten verboten sind. Eine Ausnahme bilden die sogenannten ASI-Arbeiten.
ASI-Arbeiten: Abbruch, Instandsetzung und Sanierung
Die Abkürzung ASI steht für Abbruch, Instandsetzung und Sanierung:
- Abbruch: vollständiges Entfernen der asbesthaltigen Materialien in allen Teilbereichen. Sind mehrere Materialien im Verbund vorhanden, wie etwa Floor-Flex-Platten und der schwarze Bitumenkleber, so sind alle Materialien komplett zu entfernen.
- Instandhaltung: funktionale Instandhaltung eines Gebäudes. Dabei sind auch Tätigkeiten an asbesthaltigen Materialien möglich. Wenn hier eine Oberflächenabtragung der asbesthaltigen Materialien notwendig ist, müssen anerkannte emissionsarme Verfahren eingesetzt werden.
- Sanierung: Die lange zulässige räumliche Trennung oder Beschichtung schwach gebundener Asbestprodukte ist so wohl nicht mehr zulässig. Auch hier gilt nach aktueller Rechtsprechung das Überdeckungsverbot.
Verordnungen und Normen zum Thema Asbest
Bei den Themen Normen und Verordnungen wurde erneut auf den laufenden Nationalen Asbestdialog hingewiesen. Hier soll bis Anfang 2020 ein Referentenentwurf zur Neufassung der Gefahrstoffverordnung vorgelegt werden. Daneben wird die TRGS 519 überarbeitet. Zukünftig soll eine Expositions-Risiko-Matrix eingeführt werden. Der Termin hierfür wurde auf den September 2019 gelegt. Eine Neuauflage erfährt auch die VDI-Richtlinie 6202 Blatt 3, Schadstoffbelastete bauliche und technische Anlagen – Asbest (Gründruck: Oktober 2019).
Asbest und der analytische Nachweis
Jürgen Göske vom Zentrum für Werkstoffanalytik Lauf hat bei der Fachtagung „Der Bausachverständige“ die Möglichkeiten und Grenzen der Analytik von Asbestmineralen gezeigt. Asbeste und auch künstliche Mineralfasern sind faserförmig. Bei Fasern handelt es sich um lineare Gebilde, die im Verhältnis zu ihrer Länge dünn und meistens flexibel sind. In der Analytik liegt das Verhältnis von Länge zu Durchmesser meist zwischen 10:1 und 3:1.
Künstliche Mineralfasern von Asbest unterscheiden
Künstliche Mineralfasern, auch gerne Glaswolle oder Glasfasern genannt, zeigen nicht nur eine rundliche Form und parallele Kanten sowie eine fehlende Spaltbarkeit. Eines ihrer charakteristischen Merkmale sind Schmelzperlen, die aus dem Produktionsprozess herrühren. Dadurch und durch ihren variablen Chemismus lassen sie sich gut von Asbest unterscheiden.
Was ist Asbest?
Asbest ist kein Mineralname, sondern eine technische Bezeichnung für eine Gruppe von sechs unterschiedlichen Mineralen. Der Name leitet sich vom griechischen „asbestos“ für „unvergänglich“ her. Diese sechs Minerale wurden gerne wegen ihrer technisch nutzbaren Eigenschaften verwendet. Allen voran Weißasbest, das Serpentinmineral Chrysotil. Dies ist auch der einzige wirklich webbare Asbest. Die anderen 5 Asbeste gehören in die Mineralgruppe der Amphibole. Von ihnen sind Amosit (Braunasbest) und Krokydolith (Blauasbest) die technisch genutzten Asbeste. Tremolit, Anthophyllit und Aktinolith treten in technischen Produkten nur selten auf.
Asbest und Laboranalytik
Als moderne Labormethoden wurden bei der Fachtagung „Der Bausachverständige“ die Rasterelektronenmikroskopie mit energiedispersiver Analytik (REM /EDX) und die vom Vortragenden gerne propagierte Röntgendiffraktometrie (XRD) genannt. Ja, die XRD kann einzelne Mineralphasen sicher identifizieren. Leider erfuhren wir im Vortrag allerdings nichts über die Nachweisgrenzen. Wir vermuten, dass gerade in den Bereichen, wo man sich bei REM/EDX über die wahre Natur einer beobachteten Faser wirklich unsicher ist, weil einfach zu wenige Fasern auf dem Präparat zu finden sind, die XRD ebenfalls nichts finden wird.
Es gibt gute präparative Techniken, die Asbestfasern von der Matrix separieren und anreichern können, wenn die Gehalte zu klein sind oder die Matrix zu sehr stört. Auch wenn es sicher Fälle gibt, wo die deutlich teureren XRD-Analyse helfen könnte, würde vermutlich niemand die Kosten tragen wollen. Außerdem dürfen die gesuchten Asbestfasern weder zu klein noch in zu geringer Zahl in der Probe vorhanden sein.
Fazit
Die Fachtagung „Der Bausachverständige“ war für uns eine spannende Veranstaltung mit informativen Fachbeiträgen – auch zum Thema Radon (worüber unser Mitarbeiter Dr. Gunnar Ries in seinem scilogs.spektrum.de-Blogeintrag ausführlich berichtet). Neben den Vorträgen haben uns auch die zahlreichen interessanten Kontakte und Gespräche erfreut, die sich an unserem Stand ergeben haben. Danke an alle, die bei uns vorbeigeschaut haben.